Der Becher, der alles verändern soll

 In BAStA, Studileben

Pappbecher sind ein echtes Umweltproblem, auch an unserer Uni. Doch nun gibt es eine nachhaltige und stilvolle Lösung – das Pfandsystem macup. Ob das funktionieren wird?

Auf unserem Campus sind sie gegenwärtig. Leute kommen einem damit entgegen – Abfalleimer quillen über vor ihnen: Coffee-to-go-Becher aus Pappe sind allgegenwärtig – im EO, der Mensa oder den Bibs. Ihre Lebensdauer beträgt nicht mehr als ein paar Minuten Kaffeepause. Nach minimaler Einsatzdauer wandern sie gleich wieder in den Müll. In Deutschland wiederholt sich dieser Vorgang 320.000 mal in der Stunde. Hätte in dieser Zeit jede Mannheimerin und jeder Mannheimer einen to-go-Kaffee getrunken, wäre der verbleibende Müllberg sogar kleiner. Über 6,5 Mrd. Becher macht das jährlich.

Pappe assoziiert man mit Nachhaltigkeit, doch bis sie erstmal undurchlässig für Flüssigkeiten ist, muss sie mit Kunststoff beschichtet werden. Soviel zur Produktion. Bei der Entsorgung bedeutet dies, aus dem Becher wird nicht einfach Altpapier. Und im leeren Zustand nehmen sie verglichen mit ihrem Gewicht viel Volumen ein. Sperriger Abfall ist teurerer Abfall.

Becherverstopfung: Ein überfüllter Mülleimer am EO.

Der Studierendeninitiative Infinity ist dieses Problem bewusst und hat als Reaktion gemeinsam mit den anderen Initiativen Enactus, UniSpirit und GreenOffice nach einer nachhaltigen Lösung gesucht. Bereits 2015 wurde mit dem Projekt begonnen. Damals führte Infinity eine Umfrage durch, um herauszufinden, warum die Studierenden so oft auf den Pappbecher zurückgreifen, obwohl es an der Uni auch Tassen gibt. Es folgten Infokampagnen auf Facebook und Gespräche mit verschiedenen Akteuren über mögliche Projekte, sogar mit der Service und Marketing GmbH der Uni.

Die realisierte schließlich den macup: ein nachhaltiger Coffee-To-Go-Becher, der seit Semesterbeginn am Campus Shop erhältlich ist. Der Becher besteht aus den nachhaltigen Materialien Bambus und Silikon und kann problemlos in der Spülmaschine gereinigt werden. Im Design hat der Mannheimer Künstler Nick Lobo typische Wahrzeichen der Stadt aufgegriffen – von Wasserturm bis Spaghetti-Eis. Die robuste, den Becher wiederverwendbar machende „Bauart“ ist an sich keine neue Idee. Ähnliche Modelle gibt es ebenso in Franchise-Cafés, Souvenirläden oder als Merchandise. Auch der Erstibecher 2016 zählt dazu. Allerdings ist der Einsatz nachhaltiger und nachwachsender Rohstoffe besonders. Doch der Clou ist ein ganz anderer. Hinter dem Vertrieb des macups steckt ein innovatives und in der Form noch nicht da gewesenes Mietsystem: Für 5 Euro Pfand bekommt man sein Getränk im macup. Nach Benutzung, egal ob vor Ort oder unterwegs, kann man diesen wieder abgeben und seine 5 Euro zurückbekommen. Dabei existiert keine zeitliche Begrenzung, theoretisch bezahlt man also nur das Getränk. Wer noch mehr Gutes tun will, kann den Betrag alternativ an ein gemeinnütziges Projekt in Mannheim spenden. Das Konzept gewann 2016 den von der BWL-Fakultät und Mannheim Business School ausgeschriebenen Social Project Contest.

Tim Becker, stellvertretender Vorstand im Bereich Public Relations bei Infinity und Leiter der Task Force zum macup.

Nachhaltig: Bambus und Silikon machen den macup wiederverwend- und wiederverwertbar, die Bemalung wiedererkennbar.

Aktuell befindet sich der macup noch in einer Pilotphase. Bereits zwei Monate nach dem Anlaufen des Projektes sind dennoch schon 400 Becher im Umlauf. Das Angebot, den ersten Kaffee im macup umsonst zu bekommen, wurde sehr gut angenommen. Bei den wenigen hundert Bechern im Campus Shop soll es daher nicht bleiben. Mitglieder von Infinity haben die Mannheimer Cafés abgeklappert und deren Inhaber befragt. Die meisten könnten sich zwar vorstellen ihre Getränke in macups auszuschenken, aber nur wenige wären bereit, auch einen Rabatt zu geben. Wer die Umwelt schont, kann bisher also nicht auf Preisvorteile hoffen. Außerdem ist fraglich, ob der Campusshop als bisher einzige Verkaufsstelle dem Zweck dienen wird. Die Vorstellung, dass ein kaffeedurstiger Gast in der Mensa den Umweg in Kauf nimmt, die dortigen Kaffeeautomaten links liegen zu lassen, um im Campusshop den macup zu erwerben, ist unrealistisch. Damit sich der Becher langfristig durchsetzt, wird man um eine Kooperation mit dem Studierendenwerk nur schwer herumkommen. Zwar akzeptiert dieses den Becher insofern, dass es ihn befüllt, aber wie wäre es, wenn das Studierendenwerk den macup gleich mit vertreibt? Ersteinmal wollen die Mitglieder von Infinity auswerten, wie gut das Pfandsystem angenommen wird. Sollten sich dabei Hypothesen wie die obige bestätigen, will die Service und Marketing GmbH die Kooperationen ausweiten.

Bislang muss also jeder Weg mit dem macup am Campusshop enden. Die Vision des Projekts ist es, den macup irgendwann einmal überall in der Stadt abgeben zu können. Vom Campus der Uni Mannheim aus soll er sich über die Quadrate verbreiten. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Der Anfang zumindest ist geschafft. Weiter so!

Von der Uni an die Stadt: Unirektor Prof. Dr. Ernst-Ludwig von Thadden überreicht Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz den macup. Ob sich der Becher wirklich von der Uni aus auf die Stadt ausbreiten wird?

Von Lea Achmüller, Christin Rudolph und Adam Aach

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