Erstis berichten: Wie erlebten sie die Erstiwoche? (Teil 1)
Heute vor sechs Wochen begann für hunderte Erstis wie jedes Jahr Ende August ein neuer Lebensabschnitt: Studieren an der Uni Mannheim. Doch bevor es in die Vorlesung ging, steht jedem Neuankömmling eine ereignisreiche Erstiwoche bevor, die er oder sie so schnell nicht vergessen wird. Was haben sie erlebt? Welche Erfahrungen haben sie gesammelt? Unsere drei Autorinnen im ersten Semester resümieren. Ihre Berichte lest ihr jeweils heute, morgen und Mittwoch.
+++ Teil 1 +++
Die ersten Tage eines Studienanfängers – Survival of the Fittest
von Elena Panzeter (Germanistik: Sprache, Literatur, Medien)
„Ach, das wird schon werden“, war meine, aus heutiger Sicht, blauäugige Antwort auf Fragen aus meinem Bekannten- und Freundeskreis, ob ich denn nicht aufgeregt sei im Hinblick auf meine ersten Unitage. Was sollte denn auch groß schieflaufen? Im Nachhinein wüsste ich gar nicht, wo ich anfangen sollte.
Zur Unterstützung der hilflosen Erstis gibt es ja schließlich die Erstiwoche, versuchte ich mich damals noch selbst zu beruhigen. Nach zahlreichen Einführungsveranstaltungen, in welchen die Vertreter der einzelnen Fachschaften das gesunde Maß an Eigenwerbung erheblich überschritten hatten, ging es dann also mit großen Erwartungen zum Campusrundgang, von dem ich mir, wie jeder andere desorientierte Ersti auch, ein wenig mehr Klarheit und Durchblick erhoffte. Doch meine hohen Erwartungen wurden leider restlos enttäuscht, denn dieses ziellose durch-die-Gegend-Laufen brachte mir leider auch nicht den gewünschten Aha-Moment. Fragen wie, was denn bitte der Unterschied zwischen EW und W sei oder noch wichtiger, wo sich denn die nächste Toilette befindet, blieben unbeantwortet. Die Erkundungstour nahm ich dann also selbst in die Hand. Was blieb mir denn auch anderes übrig?
An meinem ersten richtigen Tag war nur leider die Raumsuche nicht die einzige Hürde, die es zu überwinden galt. Ich komme nämlich aus einer Gegend, in der „Straßenbahn“ ein Fremdwort zu sein scheint. Eigentlich wollte ich den doch nicht ganz ungefährlichen Mensch-Straßenbahn-Konfrontationen aus dem Weg gehen, da ich mich in dieser Situation auch nicht auf Augenhöhe mit meinem Kontrahenten sah. Leider ließ sich jedoch auch diese Situation nicht lange vermeiden, da in Mannheim das Rot der Ampeln anscheinend das neue Grün ist. Als die geschäftige Menschenmasse dann in Gang setzte, um eine nicht ganz so unwichtige Verkehrsregel, nämlich bei Rot stehen zu bleiben, zu missachten, ließen sie mich einsam und verlassen auf der anderen Straßenseite zurück, nur damit auch der Letzte erkennen konnte, dass ich neu hier war. Dabei war mein Vorsatz doch „Anpassen und nicht Auffallen“, es sollte ja schließlich niemand merken, dass ich mich hier nicht auskenne. Von wegen! Offensichtlich war dieses Vorhaben nicht von Erfolg gekrönt.
Nach den ersten paar Wochen lässt sich aber sagen, dass sich mein Gräuel gegen die öffentlichen Verkehrsmittel nahezu restlos, wenn auch nicht völlig, gelegt hat und selbst ich habe mittlerweile verstanden, dass die anfangs willkürlich zusammengewürfelten Zahlen- und Buchstabenkombinationen die Bezeichnungen für die Räume darstellen sollen. Und bei erneut einsetzender Orientierungsamnesie besteht ja immer noch die Möglichkeit, die zahlreichen anderen Studierenden nach dem Weg zu fragen, obwohl man sich dadurch natürlich als Ersti outen muss. Und auch wenn diese jetzt so souverän und cool wirken, ist es ihnen in ihrer ersten Woche sicherlich nicht anders ergangen. Es wird auch bestimmt nicht mehr lange dauern, bis ich mal diejenige sein werde, die vielleicht einem verzweifelten Ersti ein wenig mehr Klarheit schenken kann.